Matomo

Bewertung: 4/5 Sterne

Serienkritik Hausen (Staffel 1)

Das ungute Gefühl wächst mit jedem weiteren Stockwerk.

Ein Geisterhaus am Rande Berlins. Als neuer Hausmeister nimmt Jaschek in dem heruntergekommenen Plattenbau eine neue Stelle als Hausmeister an und zieht mit Sohn Juri in den schauderhaften Wohnblock. Zwischen den Drogenabhängigen und gescheiterten Existenzen verbirgt sich der wahre Horror jedoch im Fundament des Hauses.

Die Handlung

Die Fotos der Immobilie sahen im Internet anders aus. (Foto: Sky Deutschland/Lago Film GmbH/Reiner Bajo)

Die Fotos der Immobilie sahen im Internet anders aus. (Foto: Sky/Lago Film GmbH/Reiner Bajo)

Nach dem Tod seiner Ehefrau trägt Jaschek (Charly Hübner) die alleinige Verantwortung für seinen stillen und introvertierten Sohn Juri. Um eine neue Existenz zu schaffen und einen Neubeginn zu starten, nimmt er eine neue Stelle als Hausmeister in einem Berliner Plattenbau an. Doch der riesige Wohnkomplex, der als eigener Kosmos fungiert, beherbergt nicht nur zahlreiche ungewöhnliche Bewohner. Rätselhafte Vorfälle und schreckliche Visionen lassen Juri glauben, dass das Haus ein Eigenleben führt und sich vom Elend der Mieter ernährt.

Während Jaschek versucht, seinen Verpflichtungen nachzukommen, gerät er immer weiter in den manipulativen Sog des Hauses. Zusammen mit den lethargischen und apathischen Charakteren der Nachbarschaft muss Juri einen Weg finden, seinen Vater zu retten. Je mehr sich der Junge gegen die Gewalt des Hauses wehrt, umso heftiger nimmt das Haus Besitz von Jaschek ein.

Serienkritik „Hausen (Staffel 1)“

Nur selten lassen sich die Nachbarn zum Hausfest blicken. (Foto: Sky Deutschland/Lago Film GmbH/Reiner Bajo)

Nur selten lassen sich die Nachbarn zum Hausfest blicken. (Foto: Sky/Lago Film GmbH/Reiner Bajo)

Graue Nebelschwaden und fieser Dauerregen geben dem maroden Plattenbau die richtige Atmosphäre, die sich auch im Inneren des Hauses fortsetzt. Die Fassade bröckelt, geschmacklose Holzvertäfelungen hängen mit letzter Kraft an den Wänden und der Wind weht durch jede Ritze: Wohnen möchte man in dem ungemütlichen Wohnkomplex in keinem Fall. Schon mit der ersten Folge zeigt sich „Hausen“ von seiner düster-dreckigen Seite, die sich von außen und innen nicht unterscheiden: Wer hier wohnt, ist am Ende der sozialen Existenz angekommen.

Auf diese Problemfälle konzentriert sich der Einstieg in die Serie, was einen irreführenden Weg einschlägt. Schreiende Babys, überforderte Mütter, Drogensüchtige und kriminelle Banden bestimmen das Bild und platzieren „Hausen“ gefühlt als Milieustudie, aus der es kein Entkommen gibt. Was sich unpassend anfühlt, erklärt sich im Laufe der Folgen, wenn das Geheimnis um das Haus Stück für Stück gelüftet wird. Die gescheiterten Existenzen sind das Lebenselixier der schwarzen Masse, die träge aus den Wänden quillt und die Herrschaft übernimmt.

An gute Nachbarschaft war in diesem Haus nicht zu denken. (Foto: Sky Deutschland/Lago Film GmbH/Reiner Bajo)

An gute Nachbarschaft war in diesem Haus nicht zu denken. (Foto: Sky/Lago Film GmbH/Reiner Bajo)

Im Gegensatz zu Genre-Vertretern wie „House on Haunted Hill“ oder die erste Staffel von „American Horror Story“ wird das Haus als Hauptdarsteller keineswegs als romantisierte Version der blutigen Ewigkeit dargestellt. Der Plattenbau, der in fast schon liebevoller Handarbeit aufwendig als echtes Set gebaut wurde, spiegelt einen Ort wider, von dem es kein Entkommen gibt. Ein qualvoller Tod zwischen Dreck und Drogensumpf ist die einzige Möglichkeit auf ein Ende. Für die eingestreuten Visionen, die immer wieder auf den Gängen auftauchen, ein echter Glücksfall. Oft bleibt es dem Zuschauer selbst überlassen zu rätseln, ob sich ein Geist zu erkennen gegeben hat oder sich ein Junkie lediglich auf einem fiesen Trip befindet.

Das ungute Gefühl, dass sich mit jeder Folge mehr entwickelt, ist das Resultat des langsamen Tempos, dem sich „Hausen“ fügt. Schnelle Action oder rasant geschnittene Szenen sind kaum zu finden. Gemächlich, wie die schwarze Melasse, erkundet der Zuschauer mit Juri die tristen Etagen und entschlüsselt nur langsam, was wirklich geschieht. Ausreichende Nervenstärke und viel Geduld sind beim Schauen von „Hausen“ durchaus zu empfehlen.

Mit Schimmel-Ex lässt sich dieses Problem nicht beheben. (Foto: Sky Deutschland/Lago Film GmbH/Reiner Bajo)

Mit Schimmel-Ex lässt sich dieses Problem nicht beheben. (Foto: Sky/Lago Film GmbH/Reiner Bajo)

Böse Zungen mögen behaupten, dass die Vermischung zwischen Genre und sozialem Drama als typisch deutsche Handschrift beweist. Allerdings schafft es „Hausen“ eben jenen Spagat hervorragend zu meistern und kreiert eine eigene Welt, in der die Tragik der Gesellschaft den wahren Horror füttert.

Die Versionen

Die 1. Staffel der Serie umfasst acht Episoden, die mit einer FSK-16-Freigabe bewertet wurden. Aufgrund der düsteren und dichten Atmosphäre sowie fiesen Schockmomenten hat die Altersfreigabe ihre Berechtigung.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Ambitionierter Horror, der keine leichte Kost ist: „Hausen“ erweist sich als würdige Immobilie, die in jedem Fall einen Besuch wert ist.
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Bewertung: 4/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Hausen (Staffel 1)"

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Über Cotton Weary

Als Kind der 90er Jahre wuchs Cotton Weary mit der gerade startenden Teenie-Horrorwelle auf. „Scream“ legte nicht nur den Grundstein für die Freude an Horrorfilmen, sondern war auch der Stein des Anstoßes, um Kino lieben zu lernen.
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