Matomo

Bewertung: 4/5 Sterne

Filmkritik Black Sheep

Schäfchen zählen auf neuseeländisch

Neuseeland – ein Traum von einer Landschaft: malerische Gebirge, saftige Regenwälder, weitläufige Strände … Zombieschafe tackeln dich, bevor sie dich zerfleischen. Ja, schön ist es dort. Regisseur Jonathan King hatte scheinbar mähääächtig viel übrig für die wolligen Knopfaugen. Aber niedlich kann ja jeder, also warum nicht einen genmanipulierten Virus auf die Weide jagen? Ein flauschig, splatteriges „Schaf-A-Geddon“ mit einem politischen Anstrich und viel Blut. Ja, das klingt doch nach traditioneller neuseeländischer Hausmannskost in Sachen Horrorkomödie: „Black Sheep„.

Die Handlung

Ich sehe was, was du nicht siehst ... (Foto: Ascot Elite)

Ich sehe was, was du nicht siehst … (Foto: Ascot Elite)

Die Schafzüchter-Familie Oldfield besitzt ein stattliches Landgut im neuseeländischen Hinterland. Nach dem Tod der Eltern reist ihr Sohn Henry Oldfield (Nathan Meister) widerwillig zurück in die Heimat, um den unangenehmen Schreibkram für die Erbschaftsabgabe an seinen Bruder Angus (Peter Feeney) zu erledigen. Dieser bipolare Geschäftsmann war in der Zwischenzeit jedoch nicht untätig: Er zweigte genug Dollar ab, um ein geheimes Genlabor zur Erschaffung des „Schafes der Zunkunft“ zu unterhalten.

Auf einer piekfeinen Präsentation auf dem Landsitz möchte er das Resultat seines Genexperimentes potentiellen Investoren präsentieren. Das hätte auch reibungslos gelingen können. Doch glücklicherweise gibt es Ökoaktivisten: Grant (Oliver Driver) und Experience (Danielle Mason) versuchen, den Transport eines mutierten Lamms zu verhindern. Im Gerangel zerbricht das Behältnis mit der genmanipulierten Kreatur und der „leckere“ Grant wird zur Stärkung erstmal angeknabbert. In kurzer Zeit verwandelt sich der gutmütige Weltverbesserer zu einem weltvernichtendem Määh … äh Monstrum.

... und das macht Määh. (Foto: Ascot Elite)

… und das macht Määh. (Foto: Ascot Elite)

Das freigesetzte Mutagen erfasst mähächtig schnell alles, was weiße Löckchen hat. Henry, der Verwalter der Farm Tucker und die liebreizende Experience müssen nun zusammenarbeiten, um die wachsende Welle der Zombieschafe zu bekähämpfen. Auch der ambitionierte Angus wurde angenascht. Doch er denkt weiterhin nur an sein Schafbusiness. Während er langsam mutiert, wird die Gruppe der Investoren von einer prächtig anstürmenden Zombieschaf-Stampede gesprengt und in allen Formen der Kunst niedergemetzelt. Nachdem die Geldgeber niedergemäääht sind, bekennt sich Angus letztendlich zu seiner Mutation und begibt sich in fragliche, romantische Gefilde mit seinem geliebtem Zukunfts-Schaf. Aber das ist noch lange nicht alles. Denn wer viel knabbert, muss auch mal abgasen. Doch kann Methan die Welt retten? Mähäybe…

Filmkritik „Black Sheep“

Ein Mann und sein <s>Hund</s> Schaf (Foto: Ascot Elite)

Ein Mann und sein Hund Schaf (Foto: Ascot Elite)

Nun denn, was liegt hier auf dem Tisch: eine dezent geisteskranke Story, reichlich angefüllt mit Zombieschafen tierischen sowie menschlichen Ursprungs. Völlig klar, das klingt nach Trash – doch liebe Freunde, weit gefehlt! Wofür ist Neuseeland populär? Yes – gute Horrorkomödien. Warum? Das fragen sich demografische Wissenschaftler noch heute. Aber nach dem brillanten „Braindead“ (1992, Peter Jackson), „Housebound“ (2014, Gerard Johnstone), „Deathgasm“ (2015) und dem einmaligem „5 Zimmer, Küche, Sarg“ (2015, Taika Waititi, Jemaine Clement) dürfe jedem Cineasten bewusst sein – Neuseeland ist speziell aber ebenso konkurrenzlos wahnwitzig.

Geschmackssache ist es allemal. „Black Sheep“ besticht durch eine wilde, undurchdachte Mischung in allen Bereichen. Die Filmmusik ist willkürlich – hochtrabend instrumental bis hin zu akustisch plump hinterlegt. Die Darsteller sind zwar durchwachsen, aber hochgradig ambitioniert. Selbst die Schafe leuchten anfangs wie mit Perwoll gewaschen und sehen später dennoch wild blutbesprenkelt aus. Alle Spezialeffekte sind liebevoller Handarbeit entsprungen und damit, 17 Jahre zurückblickend, fachmännisch gut ausgeführt. Das CGI-verwöhnte Auge lacht darüber, Genre-Fans werden es genießen.

Ja, verstanden! Black Sheep rockt! (Foto: Ascot Elite)

Ja, verstanden! Black Sheep rockt! (Foto: Ascot Elite)

„Black Sheep“ glänzt durch Charme und Humor, wie es nur ein Neuseeländer erreicht. Die groteske Darstellung der Zombie-Puppen im ständigen Kontrast zum Erscheinen der „natürlichen Unschuldslämmer“ provoziert die Wahrnehmung sowie die Lachmuskeln gleichermaßen. Eine große Stärke von Regisseur Jonathan King zeigt sich vor allem in den Perspektiven der Kernszenen. Surreal und wahnwitzig kollidiert hier die zarte Natur der Schafe mit dem blutigen Genre des Horror-Films.

Ich gehe so weit und nenne „Black Sheep“ einen B-Movie-Klassiker, der sich souverän in gute Tierhorrorfilme einreiht, wie „Arachnophobia“, „Lake Placid“, „Anaconda“ oder „Roar“. Nur eben mit einer zeitlos erfrischenden Nuance Unbefangenheit und Absurdität.

Die Versionen

Diese Schafe sollte man nicht zählen, wenn man einschlafen möchte. Dank der schönen Splatter-Szenen und diversen mähäächtig verstörenden Momente gab es bislang nur eine FSK-16-Freigabe bei uns. In dieser Komödie kommt niemand ungeschoren davon. Eine Uncut-Version des 87 Minuten-Streifens ist seit neuestem auch als 18er-Version erhältlich. Diese Wolle wurde souverän und einmalig verrückt gesponnen.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Jonathan King bietet uns einen kranken Ritt zwischen Humor und Horror – weit weg von jedem Hollywood-Klischee. Er ist perfekt unperfekt. Wer ist am Ende das Opfer in Genexperimenten – eine noch immer hochaktuelle Frage. „Black Sheep“ gibt uns eine „scha(r)fsinnige“ und brutale Antwort aus dem Kiwi-Kino. Die Originalität und fast kindliche Experimentierfreude machen diesen Film zu einem schrägen Klassiker – Sheept euch das rein!

Bewertung: 4/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Black Sheep"

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Über Mallory Knox

Schon von klein auf kitzelte Mallory Knox das künstlerisch Spezielle. Filme hatten dabei immer einen besonderen Stellenwert. Nicht zuletzt durch die Ästhetik Cronenbergs verfiel sie dem Genre restlos und gibt jetzt schreibwütig ihren Senf dazu.
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