Matomo

Bewertung: 4/5 Sterne

Filmkritik Thanksgiving

Einmal Oberschenkel bitte!

Truthahn, Tanten und Süßkartoffeln – an Thanksgiving, einem der traditionell wichtigsten Feiertage in den USA kommt die Familie zusammen, mümmelt und tummelt sich in friedlicher Gesellschaft. Ein recht pikantes Menü wird es jedoch, wenn die Hälfte der Gäste gefesselt, zerstückelt und gebacken ist – da husten nicht nur die Vegetarier. Tja, wenn Eli Roth das Tranchiermesser schwingt, wird nicht nur das Federvieh zerlegt. In „Thanksgiving“ realisiert er jedoch ein lang geplantes Projekt und schlitzt sich fröhlich durch den Nationalfeiertag, der damit einen spritzig neuen Anstrich erhält.

Die Handlung

An die Arbeit Kollege (Foto: Sony Pictures)

An die Arbeit Kollege (Foto: Sony Pictures)

Im lauschigen Plymouth, Massachusetts, kommt an Thanksgiving eine harmonische Familie zusammen, um in Kerzenscheinatmosphäre den Vorfahren, den Pilgrims, zu gedenken. Nee Quatsch, man hat frei und futtert bis die Schwarte kracht. Leider muss Vater Thomas Wright (Rick Hoffman) vor dem Startschuss das Dinner verlassen. Der Supermarkt, in dem er arbeitet, soll zum Black Friday die Türen schon um Mitternacht öffnen und die schnäppchenlüsterne Stadtgemeinde rüttelt schon unruhig an den Barrikaden.

Seine Tochter Jessica (Nell Verlaque) ist genervt vom Familienidyll und reißt sich ebenfalls los. Mit ihren Freunden verschafft sie sich vor Ladenöffnung Zutritt ins Kaufhaus und im Angesicht der spannungsgeladenen Masse prahlen sie vor den Glastüren mit ihrem Privileg. Den unruhigen Mob provoziert es zur Eskalation: Sie brechen durch die Glastüren und randalieren kompromisslos. Die Massenhysterie verwandelt das kauffreudige Publikum in eine tödliche Stampede: Kopfhaut reißt, Knochen brechen, Blut spritzt. Ein Schnäppchen-Massaker bricht aus, in dem viele ehrenvolle Bürger wünschten, sie hätten lieber den vollen Preis gezahlt, statt mit ihrem Leben.

Warum ich? (Foto: Sony Pictures)

Warum ich? (Foto: Sony Pictures)

Ein Jahr später, das Kaufhaus-Armageddon wurde als harmloser Unfall eingestuft, begehen wir wieder das schöne Fest der Pilgrims. Jessica und ihre Freunde werden plötzlich auf Instagram von einer Person namens „John Carver“ (erster Gouverneur der Pilgrims in Plymouth 1621) markiert.

Ohne Zweifel fordert dieser Rache für die „Morde“ des letzten Jahres. Der überraschend gutaussehende Freund der Familie, Sheriff Eric Newlon (Patrick Dempsey) nimmt sich der vorerst abstrakten Bedrohung an. Leider hat ein Killer leichtes Spiel, da „John Carver“-Masken zu Thanksgiving ein verbreitetes Accessoire sind. Perfekt getarnt und top aktuell gestylt geht er zur Jagd auf alle, die im Vorjahr durch Leichtsinnigkeit oder Gier, Menschen zu Tode brachten. Ein Fest des Schlitzens, Würgens und Stückelns nimmt seinen Lauf.

Doch wer ist der meuchelnde Moralapostel ohne Angst vor Konsequenzen und Flecken, der den heiligsten Feiertag in Blut tränkt?

Filmkritik „Thanksgiving“

Happy Thanksgiving! (Foto: Sony Pictures)

Happy Thanksgiving! (Foto: Sony Pictures)

Ach ist es nicht erfrischend, wenn nicht immer nur zu Weihnachten wohlig geslashert wird? Ja verdammt, das dachte sich vermutlich auch Eli Roth bereits 2007. In seinem Fake-Trailer „Thanksgiving“ für das Double Feature „Grindhouse“ von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez kündigte er es bereits an. Neben seinem signifikanten Werdegang mit Torture-Porn-Filmen wie „Hostel“ (2005), „The Green Inferno“ (2013) und „Cabin Fever“ (2002) hat er seine Fühler auch außerhalb des Regiestuhls in verschiedenen Genres weit ausgestreckt. Der „Back to the Roots“-Moment mit „Thanksgiving“ fällt daher auch überraschend unterhaltsam aus. Ja, auch hier wird sehr viel Menschenmasse zu Kleinholz verarbeitet, jedoch in einer frischen, humorvollen Art. Und das mit nur vergleichsweise marginal menschenverachtender Quälerei. Ist es immer logisch? Haha, wo denkt ihr hin. Macht es Spaß… na aber sicher!

Der Cast ist ebenfalls vielfältig: mit dabei sind „Mr. Sexiest Man alive 2023“ Patrick Dempsey den wir als „Mc Dreamy“ aus „Grey`s Anatomy“ kennen, Rick Hoffman („The Day after Tomorrow“, „Hostel“) und Gina Gershon („Bound“, „P.S. I love you“) formen eine solide Basis, an welche die jungen, unbekannten Darsteller schwer anknüpfen können. Aber da die Meisten ohnehin nur Kanonenfutter sind, erfüllen sie ihren Zweck relativ gut.

Hervorzuheben ist, dass hier anstelle von CGI noch gute Handarbeit praktiziert wird. Allein die Black-Friday-Massendemolage wurde über vier Tage mit über 600 Darstellern gedreht. Die Handlungen dabei sind nachvollziehbar, wenn auch bei Weitem nicht die Mordpraktiken. Hier geht’s natürlich primär um Effekthascherei. Aber da wir dabei befriedigt, mit einem lachenden und einem zuckenden Auge, herausgehen, darf hier gnädig Toleranz walten.

Die Versionen

Roth’s liebevolles Feiertagsgemetzel wurde punktgenau zu Thanksgiving in Deutschland im Rahmen des Fantasy Film Festivals in Berlin am 16. November 2023 uraufgeführt. Mit 107 ofenfrischen Minuten wird uns hier reichlich fliegendes Frischfleisch- und Blut serviert. Selbst erfahrende Hobbyköche dürfen dieses Menü infernale nicht unter 18 Jahren vernaschen.

Das Urteil von Horrormagazin.de

„Thanksgiving“ ist der perfekte Vor-Weihnachts-Alptraum! Shopping, Essen, Familie… nun ja, und Mord, Blut, Folter. Ein Cocktail, mit dem man sich geschmeidig die stressige Fahrt zum Weihnachtsmarkt ersparen kann. Eli Roth lässt mit einer großen Portion Humor und in einer gut bürgerlichen Handlungskulisse entspannt die Eingeweide… ähm Korken knallen. Neben sauberem Slasher-Spaß gibt’s auch reichlich Deko-Ideen für den Festtagstisch. Wir wünschen guten Appetit!

Bewertung: 4/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Thanksgiving"

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Über Mallory Knox

Schon von klein auf kitzelte Mallory Knox das künstlerisch Spezielle. Filme hatten dabei immer einen besonderen Stellenwert. Nicht zuletzt durch die Ästhetik Cronenbergs verfiel sie dem Genre restlos und gibt jetzt schreibwütig ihren Senf dazu.
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