Matomo

Bewertung: 5/5 Sterne

Filmkritik Barbarian

Zwei Filme, ein Erlebnis.

Glaube nicht alles, was du siehst! In der Horrorüberraschung des Jahres 2022 „Barbarian“ werden die Regeln des Horror-Genres nach Lust und Laune missachtet.

Die Handlung

Wenn der Lieferdienst nach Trinkgeld fragt… (Foto: 20th Century Fox)

Wenn der Lieferdienst nach Trinkgeld fragt… (Foto: 20th Century Fox)

Es beginnt wie ein klassischer Horrorfilm. Mitten in der Nacht erreicht die junge Tess (Georgina Campbell) ihre gemietete Airbnb-Unterkunft, in der zu ihrer Überraschung bereits ein junger Mann eingezogen ist. Keith (Bill Skarsgård) zeigt sich gleichfalls irritiert von der Doppelbuchung und schlägt einen Deal vor: Er übernimmt die Couch, sie schläft im abschließbaren Zimmer und am Morgen wird das Problem mit den verantwortlichen Vermietern gelöst. Unsicher, aber aus Mangel an Alternativen, stimmt Tess zu.

Am Folgetag muss Tess erkennen, dass sich ihr Haus inmitten einer heruntergekommenen Nachbarschaft befindet. Nach weiteren ungewöhnlichen Vorfällen zieht Tess einen Schlussstrich: Sie muss aus dieser Gegend verschwinden. Treibt Keith ein grausiges Spiel mit ihr? Obwohl Tess‘ Entscheidung für Keith aus heiterem Himmel kommt, geht er ihren Aussagen auf den Grund.

Filmkritik „Barbarian“

Buchen, ankommen, wohlfühlen! (Foto: 20th Century Fox)

Buchen, ankommen, wohlfühlen! (Foto: 20th Century Fox)

Die wichtigste Info zu Beginn: Wer sich an Zach Creggers „Barbarian“ wagt und im Anschluss spoilert, sollte auf ewig verdammt sein „Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ zu schauen. Was den Zuschauer in dem Horror-Hype des Jahres erwartet, ist unvorhersehbar und ungewöhnlich, dass jedes weitere Wort über die Handlung den Spaß am Grusel vermiesen würde.

Dabei präsentiert sich das Ausgangsszenario wie ein übliches Genre-Stück, in dem ein hilfloses Mädchen dem undurchschaubaren Mann zum Opfer fällt. Dass die Rolle von Keith in diesem Fall auch noch mit Bill Skarsgård, der sich als Clown Pennywise („ES“) in die Herzen des Publikums gemordet hat, besetzt ist, macht die Angelegenheit nicht innovativer. Das Böse öffnet die Tür, das Opfer tritt herein, der Rest ist reine Zeitverschwendung. Zumindest, wenn man an dieser Stelle ausschalten würde.

Stromsparen fängt beim dunklen Keller an. (Foto: 20th Century Fox)

Stromsparen fängt beim dunklen Keller an. (Foto: 20th Century Fox)

Im Gegensatz zu dem Horror-Allerlei auf dem Markt beginnt Autor und Regisseur Zach Cregger mit allen Klischees und üblichen Vorhersagungen zu spielen und wirft sie in einen wilden Mix, der fasziniert. An Kreativität mangelt des Filmemachers keineswegs, der zuvor lediglich mit Kurzfilmen oder Comedy-Episoden auf sich aufmerksam machte. Ohne Rücksicht auf die Erwartungen des Publikums reißt er das angebliche Handlungsgerüst mitten im Film ein und schlägt eine komplett neue Richtung ein.

Über Schockmomente und heftige Szenen dürfen sich Genre-Liebhaber freuen, doch die Story sieht ihre Stärken in einem anderen Aspekt liegen. Zwar wird zum Ende des knapp 100-minütigen Ritts der Zeigefinger einmal zu oft gehoben, aber zu diesem Moment ist der Wow-Moment schon am Limit, womit dieser Kritikpunkt lediglich erwähnt statt diskutiert werden muss. Das Wechselspiel aus Grauen, Witz und Gesellschaftskritik formt sich zu einer unterhaltsamen Masse, die den Atem raubt.

Der Weg nach oben kann verdammt hart sein. (Foto: 20th Century Fox)

Der Weg nach oben kann verdammt hart sein. (Foto: 20th Century Fox)

Ein mutiger Schritt, der als Experiment hätte fehlschlagen können: Aufgrund der verschiedenen Genreelementen und plötzlichen Stimmungswechsel verlangt „Barbarian“ dem Zuschauer einiges an Konzentration und Freude am Neuen ab. Wer Geradlinigkeit schätzt und lediglich auf Spannung im klassischen Sinne setzt, der wird sich an diesem Film die Zähne ausbeißen. Gleiches gilt für die Entscheidungen von Hauptfigur Tess. Warum sich die Figur auf manch kuriose Handlung einlässt, wird für viele „Warum nur?“-Aufschreie sorgen. Fairerweise muss gesagt sein, dass auch andere mutige Horror-Ladys wie Sidney Prescott in „Scream“ oder Laurie in „Halloween“ unbedacht durch die Nacht rannten. Lieber über kleine Unstimmigkeiten hinwegsehen, als sich jeder Menge Spaß in diesem sehenswerten Horror-Mix selbst zu berauben.

Die Versionen

In Summe hält sich Zach Cregger mit Attacken aus dem Nichts zurück. Mit der Wucht, mit der ausgewählte Szenen zuschlagen, ist die Altersfreigabe ab 18 Jahren jedoch berechtigt.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Allein für den Mut, ausgetretene Pfade zu verlassen und sein eigenes Ding umzusetzen, verdient „Barbarian“ die volle Bewertung. Ein spannendes Kleinod voller Überraschungen, dem kein Haken zu ungewöhnlich ist.
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Bewertung: 5/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Barbarian"

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Über Cotton Weary

Als Kind der 90er Jahre wuchs Cotton Weary mit der gerade startenden Teenie-Horrorwelle auf. „Scream“ legte nicht nur den Grundstein für die Freude an Horrorfilmen, sondern war auch der Stein des Anstoßes, um Kino lieben zu lernen.
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