Matomo

20.07.2017

Der Tod des Meisters – ein Nachruf auf George A. Romero

Der Tod des Meisters – ein Nachruf auf George A. Romero

Kaum ein anderer Regisseur hat das moderne Horrorkino so nachhaltig beeinflusst wie George A. Romero. Er ist unbestritten der Schöpfer des Zombie-Films. Vermutlich würde es Serien wie „The Walking Dead“ ohne ihn nicht geben. Nun ist Romero im Alter von 77 Jahren verstorben.

Versehentlich Public Domain

Es begann genau genommen 1967, als Romero seinen ersten Zombie-Film drehte. Der Streifen entstand mit einem geringen Budget von schätzungsweise 114.000 Dollar. Ursprünglich sollte er „Night Of The Flesh Eaters“ – „Die Nacht der Fleischfresser“ – heißen, aber da ein Film mit gleichem Titel bereits existierte, wurde er eilends umbenannt. „Night Of The Living Dead“ hieß er fortan, allerdings unterlief bei der Neugestaltung des Filmtitels ein Fehler: Man vergaß, einen Copyright-Vermerk einzufügen. Nach damaligem Urheberrecht war der Film damit ungeschützt und frei verfügbar (neudeutsch: Public Domain) und ist es heute noch.

Nichtsdestotrotz spielte dieser Klassiker satte 30 Millionen Dollar ein; Kritiker, die Romero damals noch verlachten, lachen heute nicht mehr.

Der Dammbruch

1978 kam schließlich „Dawn Of The Dead“ in die Kinos. Damit wurde ein Dammbruch im Horrorgenre eingeläutet. Der exorbitant brutale Film löste kontroverse Diskussionen aus. Von Fans von Anfang an geliebt, von Kritikern teils leidenschaftlich gehasst, rief der Film mit dem etwas unglücklichen deutschen Titel „Zombie“ die Jugendschützer auf den Plan. Die Folge war, dass bis heute in Deutschland keine ungeschnittene Fassung erhältlich ist. Dennoch wird „Dawn Of The Dead“ inzwischen als Klassiker wertgeschätzt. Wie bei „Night Of The Living Dead“ verfügt das New Yorker „Museum Of Modern Art“ über eine Kopie des Films.

Bis heute ist bei vielen modernen Horrorfilmen Romeros Einfluss spürbar, nur selten gelingt es allerdings, auch nur ansatzweise das Niveau der Vorbilder zu erreichen.

Subtext – die versteckten Botschaften

Romeros Filme mögen zwar vordergründig brutal sein (ganz ohne Frage), doch was sein Werk auszeichnet, ist die Tatsache, dass er niemals ausschließlich auf Gewalt setzte. Vielmehr fallen die sozial- und gesellschaftskritischen Untertöne auf, die satirischen Seitenhiebe auf die moderne (Konsum-)Gesellschaft, die vielfältigen Anspielungen auf alles, was in der Gesellschaft schiefläuft. Damit bietet sein Werk auch anspruchsvolle Unterhaltung, sofern sich jemand die Mühe macht, die unterschwelligen Botschaften seiner Filme (auch „Subtext“ genannt) mit aufzunehmen. Obwohl meist billig produziert, waren Romeros Streifen niemals auf Ramsch-Niveau.

Nicht nur Zombie-Filme

George A. Romero wird immer und ewig als Vater des modernen Zombiefilms in Erinnerung bleiben. Allerding wäre es töricht, ihn nur darauf zu beschränken. Viele seiner anderen Werke sind nicht minder beachtenswert. Etwa „Crazies“, ein Film, der bereits 1973 entstand, kam erst 1979 in die deutschen Kinos. Der Verleih erhoffte sich lediglich ein kleines Zusatzgeschäft nach dem gewaltigen Erfolg von „Dawn Of The Dead“. Qualitativ hinkt er kaum hinter den Zombiefilmen her, fand aber bei weitem nicht die Beachtung. Den zum Entstehungszeitpunkt noch fiktiven Film holte übrigens 1976 die Realität in Form der Seveso-Katastrophe auf sehr gespenstische Weise ein.

Darüber hinaus wären noch der Thriller „Der Affe im Menschen“ und die Stephen-King-Verfilmung „Stark – The Dark Half“ zu nennen. Beide Filme beweisen einmal mehr Romeros Talent. Seinen Sinn für Humor stellte er in der Horror-Anthologie „Creepshow – Die unheimlich verrückte Geisterstunde“ (ebenfalls nach Stephen King) unter Beweis.

Alle weiteren Filme aufzuzählen, würde den vom Autor ohnehin sehr großzügig bemessenen Rahmen sprengen. Zusammenfassend lässt sich an dieser Stelle festhalten, dass sie alle zwar nicht immer den gängigen Sehgewohnheiten entsprechen, aber durchaus ebenfalls einen Blick wert sind.

Romeros Tod

George A. Romero starb am 16. Juli 2017 an einer aggressiven Art von Lungenkrebs. Seine Familie lässt verlauten, er sei friedlich eingeschlafen. In den Herzen seiner Fans lebt er aber weiter. Sein Einfluss auf den modernen Horrorfilm wird ihn noch um Jahrzehnte überdauern.

R. I. P. George A. Romero (04.02.1940 – 16.07.2017)

Foto: Nicolas Genin / Wikimedia Commons

Über den Autor Angus Sc.

Seine Affinität zu Horrorfilmen hatte er bereits in früher Jugend entdeckt. Daraus resultiert seine Vorliebe für Horrorklassiker aus den späten Siebzigern und frühen Achtzigern.
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