Matomo

Bewertung: 4/5 Sterne

Filmkritik X

Oooooooh, ja, gib’s mir blutig!

Ein Pornodreh im heißen Texas verspricht nicht für alle ein Happy End.

Die Handlung

Lasst uns einen Film machen (Foto: Capelight Pictures)

Lasst uns einen Film machen (Foto: Capelight Pictures)

X” spielt in Texas der 1970er Jahre. Eine Gruppe junger Filmemacher*innen versucht, mit einem Pornofilm ihre Träume zu verwirklichen. Der Produzent Wayne (Martin Henderson) und die Darstellerin Bobby-Lynne (Brittany Snow) erhoffen sich dadurch das schnelle Geld. Filmstudent RJ (Owen Campbell) will sich mit Pornografie künstlerisch ausdrücken und eifert Filmemachern der französischen Avantgarde nach. Maxine (Mia Goth), die zweite Darstellerin im Bunde, ist ambitionierter. Sie will nicht nur Anerkennung und Reichtum; ein Star will sie werden, dessen Name überall auf der Welt bekannt sein soll. Nur Lorraine (Jenna Ortega), RJ’s Freundin, ist von dem Dreh nicht überzeugt und empfindet diese Art von Filmen als Schund.

Gedreht wird auf einer abgelegenen Farm, die einem älteren Ehepaar gehört. Maxine hat ein ungutes Gefühl, besonders bei der Frau namens Pearl. Sie ist von Maxine’ jugendlichen Körper und ihrer Schönheit fasziniert. Als sich innerhalb der Filmcrew die ersten Brüche abzeichnen, lauert das greisige Paar auf sie.

Filmkritik “X”

Das Casting geht manchmal ganz fix. (Foto: Capelight Pictures)

Das Casting geht manchmal ganz fix. (Foto: Capelight Pictures)

“X” ist ein Horrorfilm, der sich an klassischen Slasher wie “Blutgericht in Texas” (1974), Alfred Hitchcocks “Psycho” (1960) oder auch an Softpornos der 1970er orientiert. Der Schauplatz Texas, sexhungrige junge Leute, eine abgeschiedene Farm sind die markantesten Parallelen zum blutigen Klassiker von Tobe Hooper. Auch die grobkörnige Filmästhetik, der Wechsel des Bildformats von 16:9 zu 4:3 und der amateurhafte Pornodreh erinnern an experimentierfreudige B-Filme aus der Ära.

Abgesehen von seiner Hommage an “Blutgericht in Texas”, kommt die Gewalt in “X” nur schleichend und gestaltet sich erstaunlicherweise weniger blutig als andere Filme in dem Genre. Der Film baut langsam, fast meditativ, seine Spannung auf, bis es im letzten Drittel zur Eskalation kommt.

Wo sind sie denn nur alle hin? (Foto: Capelight Pictures)

Wo sind sie denn nur alle hin? (Foto: Capelight Pictures)

Ein weiteres Merkmal, dass sich “X” von anderen Slashern unterscheidet, ist die mehrschichtige Charakterzeichnung; jede Motivation der Charaktere ist nachvollziehbar und die Zuschauer können sich mit ihnen identifizieren. Selbst das alte Paar, das antagonistisch der Filmcrew dargestellt wird, sind aufgrund der Thematik tragische Figuren.

Die Fixierung auf die Vergänglichkeit des Körpers, Sexualität und Begierde sind die thematischen Schwerpunkte von “X”. Das Alter des Paars steht im grotesken Gegensatz zur Jugend der Pornodarsteller*innen. Wenn Pearl sehnsüchtig Maxine anschaut, sieht sie vieles von sich wieder; ihre Schönheit von damals und ihre Ambitionen ein Star zu werden. Pearls unerfülltes Verlangen nach Geltung und Schönheit wird auf Maxine somit projiziert. Pearl dient aber auch Maxine als Spiegel ihres Selbst; alt, unattraktiv und ohne Einfluss. Sie verkörpert für Maxine das, was sie nie sein will.

Ach, hier ... (Foto: Capelight Pictures)

Ach, hier … (Foto: Capelight Pictures)

Der Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Ti West hat mit “X” ein surreal wirkendes Werk geschaffen, was sich von gängigen Slasherfilmen abhebt. Diverse Filme aus dem Horror- und Erotikgenre werden hierbei munter zitiert. Die Funk- und Folkmusik der 70er wird von Synthesizer-Klängen unterbrochen, Bildformate wechseln sich und der Schnitt ist ruhig und akzentuiert gehalten. Das filmische Potpourri wird durch die grandiose Leistung der Darsteller*innen ergänzt. Besonders hervorzuheben ist Mia Goth (“Nymphomaniac”, “Suspiria”), die in einer Doppelrolle brilliert.

Die Versionen

“X” hat eine Altersfreigabe ab 16 Jahren und ist sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray in einer Collector’s Edition erhältlich.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Ti West liefert mit “X” eine künstlerisch erfrischende Abwechslung im Slasher-Genre, die gespickt ist mit allerlei Verweisen auf Horrorklassiker. Filmisch extrem gut umgesetzt, mit exzellenten Leistungen der Darsteller und nuanciert geschriebenen Dialogen. Ein fesselnder Film mit fies-lustigen Slasher-Einlagen.

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Bewertung: 4/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "X"

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Über Phi Am

Phi Am beschäftigt sich seit ihrer Jugend mit Horrormedien und -geschichten aus aller Welt. Der Nickname stammt aus der thailändischen Geister-Folklore, beschreibt jedoch aus heutiger Sicht das Phänomen einer Schlafparalyse. Ist großer Fan von Werken des Comiczeichners Junji Itō und Nudelsuppen.
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