Matomo

Bewertung: 5/5 Sterne

Filmkritik Suspiria (2018)

Mutig, mutig: Ein Dario-Argento-Remake. Ob das gut geht?

Der Platzhirsch Amazon ist ja bekanntlich inzwischen unter die Filmproduzenten gegangen. In dieser Eigenschaft wagen sich die Macher ausgerechnet an den Argento-Klassiker „Suspiria“ aus dem Jahr 1977 heran. So viel vorweg: Die Skepsis ist völlig fehl am Platze. Entstanden ist ein echter Kracher.

Die Handlung

Susie Bannion (Dakota Johnson, Mitte) hat sich ins Ensemble eingefügt (Foto: Amazon Studios)

Susie Bannion (Dakota Johnson, Mitte) hat sich ins Ensemble eingefügt (Foto: Amazon Studios)

Wir schreiben das Jahr 1977: Die ambitionierte Tänzerin Susie Bannion reist in das damals noch geteilte Berlin, um in dem berühmten Tanzensemble Markos ihre Ausbildung zu absolvieren. Sie wird angenommen und steigt rasch in die oberste Riege der Tänzerinnen auf.

Zunächst wundert sie sich nur wenig über die mysteriösen Ereignisse, die in dieser so renommierten Schule für Gesprächsstoff sorgen – zu sehr ist sie mit ihrer eigenen Karriere beschäftigt. Doch bald holen die dunklen Geheimnisse dieses scheinbar ehrwürdigen Hauses auch sie ein.

Filmkritik „Suspiria (2018)“

Zunächst einmal sollten wir ein bestimmtes Wort in diesem Zusammenhang aus unserem Wortschatz streichen: „Remake“. Eine Neuverfilmung des Klassikers von Dario Argento ist es nämlich nicht. Vielmehr haben wir es mit einer kompletten Neuinterpretation der Geschichte zu tun, in der es wirklich nur sehr wenige Schnittmengen mit dem Original gibt. Der Film ist also sehr eigenständig und das erspart uns gottlob die direkten Vergleiche, die hier extrem schwierig geworden wären.

Susie Bannion in der Spiegelhalle (Foto: Amazon Studios)

Susie Bannion in der Spiegelhalle (Foto: Amazon Studios)

Angesiedelt ist der Film in Berlin und das mitten im Deutschen Herbst 1977. Die politischen Hintergründe dieser Zeit sind da aber nicht nur Beiwerk, sondern zum Teil auch mit in die düstere Geschichte verwoben.

Der italienische Regisseur Luca Guadagnino inszeniert sie zunächst mit sehr langsamen und ruhigen Bildern und legt dabei einen künstlerischen Anspruch an den Tag, der weit über dem Niveau der gängigen Horrorstreifen von der Stange liegt. Die Kameraführung ist der eines Alfred Hitchcock würdig, die Erzählweise erinnert häufig an das gute alte Programmkino der Siebziger und Achtziger. Manch ein Kritiker weigert sich gar, dieses Werk in die Horror-Ecke zu verorten. Nichtsdestotrotz ist es ein Horrorfilm, wenn auch auf einem ungemein hohen Level.

Die Besetzung entspricht auch nicht zwingend dem, was wir von Filmen dieser Art üblicherweise zu erwarten haben: Tilda Swinton, die geradezu grandios gleich drei Rollen meistert, die alten Recken aus der Programmkino-Ecke Angela Winkler („Die verlorene Ehre der Katharina Blum“, „Die Blechtrommel“), Ingrid Caven („Liebe ist kälter als der Tod“, „Welt am Draht“) und die vielversprechende Schauspielerin Silvie Testud („Die Zeit der Stille“, „La vie en rose“) sind nur einige Beispiele, die zeigen, wie dieser Film auch schauspielerisch vom Feinsten ist.

Chloë Grace Moretz in einer leidvollen Nebenrolle (Foto: Amazon Studios)

Chloë Grace Moretz in einer leidvollen Nebenrolle (Foto: Amazon Studios)

Der Schrecken wird nur sehr langsam heraufbeschworen – das offenbart auch die Laufzeit von satten zweieinhalb Stunden. Wenn dann derartige Szenen kommen, fallen sie äußerst drastisch aus. Fast beiläufig werden die Schicksale der Protagonisten mit der Geschichte verwoben, die ihren Höhepunkt in einer wahrlich verstörenden Schlussszene findet. Wer glaubt, mit diesem geradezu psychotischen Crescendo sei alles gesagt, der irrt. Es gibt zudem noch einen Epilog, der die Sache noch ein wenig gipfelt.

Über das Produktionsland sind sich die einzelnen Quellen noch nicht so ganz einig. Italien, USA und Deutschland stehen zur Disposition. Nehmen wir die allwissende IMDB als Grundlage, gehen wir von einer rein amerikanischen Produktion aus. Das liegt nahe, da Amazon maßgeblich die Finger mit im Spiel hat.

Wenn dem so ist, wünschen wir uns, dass der Versandriese auch weiterhin aus dem üblichen Hollywood-Einheitsbrei hervortritt. Die Neuinterpretation von „Suspiria“ ist jedenfalls ein Werk, das uns Horrorfans den Glauben an das Genre zurückgibt und uns wirklich hochanspruchsvolle zweieinhalb Stunden cineastischen Hochgenuss beschert.

Die Versionen

Der Film ist trotz einiger exorbitant brutaler Szenen ab 16 Jahren freigegeben. Damit ist er ungeschnitten. Die Laufzeit beträgt 152 Minuten.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Horror als Kunst: Konsequent umgesetzt und genial dargeboten. Ein Meisterwerk.

Bewertung: 5/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Suspiria (2018)"

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Über Angus Sc.

Seine Affinität zu Horrorfilmen hatte er bereits in früher Jugend entdeckt. Daraus resultiert seine Vorliebe für Horrorklassiker aus den späten Siebzigern und frühen Achtzigern.
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