Matomo

Bewertung: 4/5 Sterne

Filmkritik ES: Kapitel 2

Der Klub der Verlierer legt sich ein letztes Mal mit dem Clown Pennywise an. Stark.

Nach einem bärenstarken ersten Teil geht ES anständig und überdurchschnittlich zu Ende. Leider begeht Regisseur Andrés Muschietti bei Kapitel 2 der Stephen-King-Verfilmung aber einen Fehler, was ihn bei uns die Höchstwertung kostet.

Die Handlung

ES freut sich schon auf seine alten Bekannten (Foto: Warner Bros. Home Entertainment)

ES freut sich schon auf seine alten Bekannten (Foto: Warner Bros. Home Entertainment)

27 Jahre sind vergangen, seit der Klub der Verlierer in der Kleinstadt Derry das Böse in Gestalt des Clowns Pennywise gestellt und besiegt hatte. Doch nun ist Es zurück und frisst wieder Jugendliche und Kinder.

Die Verlierer sind erwachsen geworden, haben ihre eigenen Probleme und den Kampf von damals vergessen. Nur Mike Hanlon nicht. Der ist in Derry geblieben und hat auf Es gewartet. Jetzt ruft er seine Freunde an und bringt sie dazu, sich ihrer Vergangenheit und ihren Ängsten zu stellen. Der Kampf beginnt ein weiteres Mal

Filmkritik „ES: Kapitel 2“

Stephen-King-Versteher Andrés „Andy“ Muschietti hat mit dem grandiosen Teil 1 seines „ES“-Doppelpacks die eigene Messlatte verdammt hoch gelegt. Leider gelingt es ihm nicht, sie noch einmal zu erreichen. Aber er scheitert auch nicht. Denn mit „ES Kapitel 2“ legt er wieder ein nachdenkliches und intensives Drama vor, das der Buchvorlage durchaus gerecht wird. Es geht darum, wie Erwachsene die eigene Kindheit behandeln und sich auch mit schmerzlichen Erinnerungen auseinandersetzen. Muschietti bekommt das hin, indem er Gegenwart und Vergangenheit über elegante und geschickte Rückblenden miteinander verwebt. Dabei erfreuen einmal mehr die Kinderdarsteller aus Teil 1, die hier noch einmal (digital verjüngt) toll aufspielen.

Das Bild täuscht: Der Klub der Verlierer steht überhaupt nicht im Wald (Foto: Warner Bros. Home Entertainment)

Das Bild täuscht: Der Klub der Verlierer steht überhaupt nicht im Wald (Foto: Warner Bros. Home Entertainment)

Aber auch die erwachsenen Schauspieler erweisen sich als wahre Glücksgriffe. Sie sehen nicht nur den Kindern verblüffend ähnlich, sondern haben auch Mimik und Körpersprache ihren jüngeren Ichs genau angepasst. Das ist präzise Schauspielkunst, die die beiden Teile ideal zusammenfügt. Das trifft im Übrigen auch auf Pennywise-Darsteller Bill Skarsgård zu. Er knüpft nahtlos an seine starke Leistung aus Teil 1 an und erweist sich als roter Faden, der alles zusammenhält.

Oder vielmehr halten soll. Denn Muschietti räumt dieser tollen Figur diesmal zu wenig Platz ein. Tatsächlich sind die Gänsehautmomente wieder enorm stark, lassen sich aber an einer Hand abzählen. Stattdessen belädt der Regisseur seinen Film mit plakativen Schockeffekten, die viel zu wenig auf Skarsgårds Klasse abstellen. Das erhöht die Lautstärke unnötig und nimmt dem Film viel von der stillen Kraft, die den ersten Teil noch so auszeichnete.

Und dann das Finale, nun ja … sagen wir mal so: Muschietti lässt den ganzen Weltraumquatsch aus dem Buch zum Glück weg und strafft die Sache sinnvoll. Ich muss auch einräumen, dass der Kampf mit dem Clown (und ja, die Spinne taucht auch auf) lupenrein getrickst ist. Und trotzdem wirkt alles zu krawallig und damit irgendwie auch beliebig.

Dann ist alles vorbei und es setzt zum Ende wieder diese melancholische Stimmung ein, die dem Film zwischenzeitlich etwas verloren geht.

Bev landet in der alten Klo-Kabine, in der sie immer geraucht hat (Foto: Warner Bros. Home Entertainment)

Bev landet in der alten Klo-Kabine, in der sie immer geraucht hat (Foto: Warner Bros. Home Entertainment)

Damit liegt Muschiettis Film zwar deutlich über dem Durchschnitt anderer Horrorware, bleibt aber eben hinter den hohen Erwartungen zurück. Inzwischen hat der Regisseur einen erweiterten Director’s Cut und eine weitere Schnittfassung angekündigt, die beide Teile vereinen soll. Es bestehen gute Chancen, dass er noch einiges Material einfügt, das dem Film mehr Stimmung und Tiefe verleiht. Allerdings läuft er dann ziemlich sicher deutlich über drei Stunden.

Übrigens hat Stephen King einen hübschen Gastauftritt als Besitzer eines Gebrauchtwarenladens. Darin sagt er zum von James McAvoy gespielten Buchautoren Bill Denbrough, dass er das Ende von dessen Buch nicht mochte. Das kann man auch als köstliche Selbstironie auslegen. Denn King selbst gilt als einer, der ein Finale gern mal versemmelt.

Die Versionen

Die hier vorliegende Kinofassung läuft satte 164 Minuten (DVD) beziehungsweise 169 Minuten (Blu-ray). Schock- und bluttechnisch geht es recht kräftig zur Sache. Splatterfilm geht zwar anders, aber die FSK-Freigabe ab 16 Jahre ist hochverdient. In der heutigen Zeit wird für so eine Freigabe aber nichts mehr gekürzt, deshalb: Uncut.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Nicht perfekt, aber deutlich über Durchschnitt und vor allem toll gespielt: ES endet gut.

Bewertung: 4/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "ES: Kapitel 2"

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Über Martin Riggs

Sein Pseudonym hat er von Martin Riggs aus "Lethal Weapon" entliehen, einer seiner liebsten Filmfiguren. In seiner Freizeit widmet er sich leidenschaftlich gern dem Thema Kino, unter anderem allem, was ihm eine Gänsehaut oder ein Lachen beschert.
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