Matomo

27.11.2011

Interview mit Johannes Roberts: „Viele Filmemacher haben aus Horror …“

Interview mit Johannes Roberts: „Viele Filmemacher haben aus Horror …“

Mit „F – London Highschool Massaker“ hat Johannes Roberts einen dreckigen, kleinen Schul-Reißer gedreht („F“ Filmkritik). Im Interview mit Horrormagazin.de spricht er über seine eigene Schulzeit, Torture-Porn-Movies und das einzige gute Remake, das er kennt.

Horrormagazin.de: Waren Sie ein guter Schüler?

Johannes Roberts: So richtig damals in der Schule? Ich war ganz okay, würde ich sagen. Aber ich auch faul.

Horrormagazin.de: Aber zumindest artig?

Roberts: Ja, sehr sogar.

Horrormagazin.de: Keine Gewalt gegen Lehrer.

Roberts: Nein. Ich habe keinen meiner Lehrer getötet.

Horrormagazin.de: Gut zu hören. Aber wie bekommen Sie dann Fantasien, in denen Lehrer terrorisiert und getötet werden?

Roberts: Als ich ‚F’ schrieb, hatte ich mich sehr fürs Lehren interessiert. Dann kam ich auf die Idee für einen Lehrer, der von seinen Schülern geängstigt und terrorisiert wird. Wie würde das wohl sein? Speziell für einen älteren Mann, der nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist und seine Schüler nicht mehr versteht. Ich fand das sehr interessant.

Horrormagazin.de: Ist es eine Anspielung auf aktuelle Vorgänge an englischen oder deutschen Schulen?

Roberts: Nicht direkt. Die Unruhen in London waren noch nicht da, als ich den Film schrieb. Ich habe den Schülern in meinem Film kein Motiv für ihre Taten gegeben. Ich zeige nicht, wer sie sind. Es ist eher ein zufälliger Gewaltakt.

Horrormagazin.de: Sie haben mit „F“ einen klassischen Low-Budget-Film gemacht. Wie haben Sie den doch recht bekannten Schauspieler David Schofield für die Titelrolle bekommen?

Roberts: Wir gaben das Drehbuch Gail Stevens, die schon für alle Filme von Danny Boyle die Castings gemacht hat. Sie fand das Skript gut, und beschloss, es mit ein wenig Geld umzusetzen. Über sie kamen wir an einige sehr gute Schauspieler, also auch David. Und er mochte die Rolle sehr.

Horrormagazin.de: Hätten Sie im Film noch andere Sachen gemacht, falls Sie mehr Geld gehabt hätten?

Roberts: Nicht wirklich. Viele Zuschauer haben ein Problem mit dem Ende. Sie hätten gerne etwas Größeres gehabt. Aber das lag nicht am Geld. Ich wollte das Ende so haben, der ganze Film steuert genau darauf zu. Nein, ich habe wirklich genau den Film gemacht, den ich gerne haben wollte. Für mich ein perfektes, kleines Stück. Mehr Geld hätte es nicht besser gemacht.

Horrormagazin.de: Keine Lust auf Mainstream?

Roberts: Ich beende gerade einen Film für Universal mit einem deutlich größeren Budget. Der ist ziemlich nah am Mainstream. Ich habe vor diesem Film viele B-Filme gemacht, um meine Miete zahlen zu können. Mit ‚F’ wollte ich einfach einen Film machen, den ich total liebe.

Horrormagazin.de: In einer Director’s Note sagten Sie, dass einige Filme Sie zuletzt enttäuscht hätten. Welche Filme meinen Sie?

Roberts: Mich langweilt das Horror-Genre sehr. Es ist sehr durchschnittlich geworden. Dabei haben Sie in diesem Genre die Lizenz, so kreativ zu sein, wie Sie wollen. Sie können ein paar wirklich aufregende Geschichten mit tollen Visionen und schrecklichen Figuren erzählen. Viele Filmemacher haben aber aus Horror nur noch Porno gemacht. Was ich zuletzt gesehen hatte, war ohne Vision und Vorstellungskraft. Ich meine auch diese ganzen Torture-Porn-Filme, wie ‚Hostel’ oder „Hatchet“. Ich wüsste nicht, warum ich mir so etwas ansehen sollte.

Horrormagazin.de: Gehen Sie dann überhaupt noch zu Horrorfilmen ins Kino?

Roberts: Ja, ich schaue ja alles. „Insidious“ war recht gut. Eigentlich ja schlecht gemacht, aber an sich sehr furchteinflößend. Letzte Nacht habe ich „Julia’s Eyes“ auf DVD gesehen. Er war ganz okay. Wahrscheinlich das Beste, was es seit einer ganzen Weile gegeben hat. Ich erwarte auch das Remake von „The Thing“. Aber das wird sicher furchtbar.

Horrormagazin.de: Haben Sie überhaupt schon mal ein gutes Remake gesehen?

Roberts: Ich finde „Dawn of the Dead“ großartig. Ein anderes gutes Remake fällt mir aber schon nicht mehr ein.

Horrormagazin.de: Gibt es eine Geschichte, die Sie unbedingt mal verfilmen wollen?

Roberts: Ja, einen Stephen King. Ich hoffe, das klappt in den kommenden fünf Jahren.

Horrormagazin.de: Welches Buch?

Roberts: Ich mag „Cujo“ sehr.

Horrormagazin.de: Das wäre aber ein Remake.

Roberts: Sicherlich. Aber es ist nun mal einer meiner Favoriten.

Foto: Cover „F“ (Universal Pictures)

Über den Autor Martin Riggs

Sein Pseudonym hat er von Martin Riggs aus "Lethal Weapon" entliehen, einer seiner liebsten Filmfiguren. In seiner Freizeit widmet er sich leidenschaftlich gern dem Thema Kino, unter anderem allem, was ihm eine Gänsehaut oder ein Lachen beschert.
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