Matomo

Bewertung: 4/5 Sterne

Filmkritik Nichts – Was im Leben wichtig ist

Die Zeit der unbeschwerten Jugend ist lange vorbei.

Eigentlich sollte es nur ein stiller Protest sein. Doch die ungewöhnliche Aktion eines Teenagers löst in der Romanverfilmung „Nichts“ eine grausame Kettenreaktion schockierender Vorfälle aus.

Die Handlung

Wer behauptet, der gesellschaftliche Druck schlägt aufs Gemüt? (Foto: EuroVideo)

Wer behauptet, der gesellschaftliche Druck schlägt aufs Gemüt? (Foto: EuroVideo)

Es ist nur ein Fragebogen über die möglichen Berufschancen der Schüler. Doch der Zettel, der einen Ausblick in die Zukunft der Teenager geben könnte, bringt Pierre Anthon aus der Fassung. Desillusioniert und in dem Glauben, das Leben hätte keinen Sinn mehr, zieht er sich auf einen Baum zurück und harrt stillschweigend aus. Was hat man schon zu verlieren, wenn das verbleibende Leben mit völliger Gleichgültigkeit auf einen wartet? Um ihren Mitschüler vom Gegenteil zu überzeugen, planen seine Klassenkameraden, wichtige und bedeutsame Dinge zusammenzutragen.

Was sich zuerst auf Materielles und Käufliches stützt, verfehlt jedoch seinen Effekt. Fahrräder? Bücher? Schmuck? Alles ersetzbar, alles wertlos. Schnell erkennen die Kids, dass der wirkliche Wert in persönlichen und einmaligen Dingen steckt. Schon bald entwickelt sich das geheime Projekt zu einem grausamen Opferkrieg, in dem sich die Jugendlichen immer schrecklichere Aufgaben stellen und extreme Abscheulichkeiten verlangen.

Filmkritik „Nichts – Was im Leben wichtig ist“

Rauf in den Baum, rein ins Chaos. (Foto: EuroVideo)

Rauf in den Baum, rein ins Chaos. (Foto: EuroVideo)

Zu Beginn sei geklärt: Wer bei dieser düsteren Coming-of-Age-Story einen blutigen Slasher oder eine blutdurchtränkte Schlachtplatte erwartet, wird enttäuscht. „Nichts – Was in dieser Welt wichtig ist“ ist ein dunkles Drama, das seine Grausamkeit und schmerzvollen Szenen aufgrund einer Spirale voller Verbitterung entwickelt. Ausgehend von dieser Basis bietet die Romanverfilmung nach dem gleichnamigen Buch von Janne Teller einen zutiefst verstörenden Einblick in das Seelenleben einer Generation.

Die Regisseure Trine Piil Christensen und Seamus McNally nehmen die leise Geschichte und verwandeln sie in einen Schrei nach Aufmerksamkeit. Schon zu Beginn des Filmes wir klar, dass die idyllische Fassade nur vordergründiger Natur ist, denn im Inneren der Schüler brodelt es. Besonders aus Pierre Anthon bricht es förmlich heraus, als er für sich entscheidet, dass die Sinnlosigkeit des Lebens allgegenwärtig ist. Was soll schon noch kommen? Pubertät, Erwachsensein, tot. Das war es!

Einmal geblinzelt, schon den Sinn des Lebens verpasst. (Foto: EuroVideo)

Einmal geblinzelt, schon den Sinn des Lebens verpasst. (Foto: EuroVideo)

Mit einer Anhäufung von scheinbar relevanten Dingen versuchen seine Mitschüler den aufgebrachten Jungen umzustimmen. Selbst merken sie jedoch, dass materielle Gegenstände keine Relevanz besitzen. Es muss etwas mit mehr Bedeutung und persönlichem Bezug her. Die gefährliche Spirale, die von dem Druck nach extremen Forderungen und schmerzvollen Opfern angetrieben wird, ist nicht mehr zu stoppen. Ein Büschel Haare, die Jungfräulichkeit eines Mädchens, ein Lebewesen.

Die rohe Gewalt und blinde Suche nach dem Sinn im Leben hinterlassen bei den Jugendlichen ein emotionales Schlachtfeld. Was sie finden, sind weder Antworten noch Erlösung, sondern dunkle Abgründe. Dabei fokussiert sich die Erzählweise des Filmes zunehmend auf die Schockwirkung und dreht selbstverständlich an der Spannungsschraube. Die Eskalation ist unausweichlich, was den Film teilweise vorhersehbar macht.

Wer weint, hat schon verloren. (Foto: EuroVideo)

Wer weint, hat schon verloren. (Foto: EuroVideo)

Lediglich zum Schluss driftet die Handlung in einen Moment der Absurdität ab, der die Spannung zum Kippen bringt. Mit dem Versuch, einen Hauch Satire in die Brutalität zu bringen, tut sich das Regie-Duo keinen Gefallen. Eine kurze Szene, die der dichten Atmosphäre einen Dämpfer verpasst.

Obwohl „Nichts – Was im Leben wichtig ist“ im Genre Drama verankert ist, ist der Horror des Menschlichen immer noch hochgradig schockierend. Kein Wunder, dass der Film seine Deutschlandpremiere auf dem Fantasy Filmfest feierte.

Die Versionen

Mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren hat die FSK eine richtige Entscheidung getroffen. Obwohl der Roman in dänischen Schulen gelesen wird, ist der Film für ein erwachsenes Publikum geeignet.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Horror hat viele Gesichter und zeigt es in „Nichts – Was im Leben wichtig ist“ in Gestalt einer Gruppe Jugendlicher. Zwar bleibt die Frage, was im Leben Sinn ergibt, unbeantwortet, doch die ziellose Suche hinterlässt genügend Anregungen für Diskussionen. Schockierend und philosophisch.2cc1536b8aae4e47a90d742633b026fd

Bewertung: 4/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Nichts – Was im Leben wichtig ist"

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Über Cotton Weary

Als Kind der 90er Jahre wuchs Cotton Weary mit der gerade startenden Teenie-Horrorwelle auf. „Scream“ legte nicht nur den Grundstein für die Freude an Horrorfilmen, sondern war auch der Stein des Anstoßes, um Kino lieben zu lernen.
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