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03.07.2014

Original und Remake – die wichtigsten neugedrehten Filme der Geschichte

Original und Remake – die wichtigsten neugedrehten Filme der Geschichte

Sie kommen immer wieder: Remakes von Horrorfilmen, die einmal ganze Generationen beeinflusst hatten. In der Tat: Egal wie ein Remake ausfällt – das Original wird dadurch in den meisten Fällen geadelt. Immerhin sind es die nachfolgenden Generationen an Filmemachern, die sich in vielen Fällen zumindest dem Anschein nach vor dem Original verbeugen.

Zuviel remixter Mist auf dem Markt

Leider gibt es auch unglaublich viele Beispiele, wie man eine geniale Vorlage komplett versauen kann. Ein Remake, das hingegen besser als das Original ist, lässt sich nur sehr schwer finden. Vielleicht liegt es daran, dass sich niemand die Mühe macht, auch mal einem miesen Original neues Leben einzuhauchen. Wir haben mal ein wenig durch 50 Jahre Filmgeschichte gestöbert und ein paar Beispiele herausgegriffen. Die Liste erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Hier folgt Teil 1.

Bis das Blut gefriert (1963) vs. Das Geisterschloss (1999)

Es war Robert Wise, der 1963 dem klappernden Kinopublikum vorführte, wie man auch ohne aufwändige Spezialeffekte erreichen kann, dass sich der Zuschauer die Fingernägel bis zum Ellenbogen abknabbert. Rein visuell tut sich in diesem grandiosen Geisterfilm tatsächlich nicht viel. Ein paar Geräusche und ein paar unspektakuläre Erscheinungen, wie etwa Atemwölkchen in einem gut beheizten Zimmer oder ein hektisch betätigter Türgriff reichen hier völlig aus. Die stimmungsvollen Schwarzweiß-Bilder und die sorgfältige Inszenierung sorgten damals für einen Horrorfilm, der auch noch heute, 50 Jahre später, funktioniert. (5/5 Sterne)

(USA/GB 1963; FSK ab 16 Jahre; 107 Minuten; Regie: Robert Wise; mit Julie Harris, Claire Bloom, Richard Johnson)

1999 hatte Jan de Bont die unselige Idee, dass es an der Zeit für eine Neuverfilmung sei. Flugs machte er sich daran, ein namhaftes Ensemble zusammenzutrommeln und für furchtbar viel Geld den Stoff neu zu verfilmen. Das Ergebnis ist, vorsichtig ausgedrückt, ein Desaster – folgerichtig für fünf goldene Himbeeren nominiert. Mit der dezenten Inszenierung des Originals hielt er sich gar nicht lange auf, traktierte den geneigten Zuschauer mit einer wahren Spezialeffekte-Orgie und präsentierte uns gerenderte Geister, die je nach Geschmack lächerlich bis ärgerlich wirkten. Von der Stimmung des Originals ist keine Spur mehr vorhanden und der Rest ist einfach nur stinklangweilig. (1/5 Sterne)

(USA 1999; FSK ab 12 Jahre; 113 Minuten; Regie: Jan de Bont; mit Lili Taylor, Liam Neeson, Owen Wilson)

Last Man On Earth (1964) vs. I Am Legend (2007)

Was für ein Kracher: Der geniale Vincent Price agiert über Großteile der gesamten Filmlänge allein, seine Gedanken vermittelt ein Off-Sprecher dem Zuschauer, und die düsteren Schwarzweiß-Aufnahmen erzeugt von Anfang bis Ende eine düstere postapokalyptische Atmosphäre. Eine Seuche hat die Menschen größtenteils vernichtet. Sie leben als Untote (eine undefinierte Mischung aus Vampir und Zombie) weiter. Auch wenn der Steifen altersbedingt einige Schwächen aufweist (etwa die fürchterliche Musik, die viel zu laut ist und teilweise die Monologe übertönt), ist er bis heute stilbildend. Genau dieser Film war George A. Romeros Vorbild für „Night Of The Living Dead“. (5/5)

(Italien/USA 1964; FSK ab 16 Jahre; 85 Minuten; Regie: Sidney Salkow; mit Vincent Price und Franca Bettoia)

Will Smith hat sich folglich 43 Jahre später Paddelboot-große Treter ausgesucht, in die er reinzuschlüpfen gedachte. In der groß durchgestylten Hollywood-Produktion macht er sich an das Überleben in einer menschenleeren Stadt – ständig verfolgt von Zombies. Der durchweg gute Film kommt im direkten Vergleich zum Original etwas blass rüber, kann aber als moderne Version des Stoffes punkten. (4/5)

(USA 2007; FSK: ab 16 Jahre; 100 Minuten; Regie: Francis Lawrence; mit Will Smith)

Crazies (1973) vs. The Crazies – Fürchte deinen Nächsten (2010)

George A. Romero hat das einzigartige Talent, auch mit kleinen Budgets bemerkenswerte Filme zu schaffen. „Crazies“ hatte gerade mal 275.000 Dollar gekostet. Und das genügte, um ein Bedrohungsszenario zu schaffen, das sich zudem kritisch mit dem Umgang mit gefährlichen Stoffen auseinandersetzt. Den damals noch fiktiven Katastrophenthriller holte nur wenige Jahre die Realität ein – die Seveso-Katastrophe. Der kleine Reißer liefert nicht nur solide Spannung, sondern auch einigen Stoff zum Nachdenken. Ulkigerweise kam der Film in Deutschland erst 1979 in die Kinos. Die Verleiher versprachen sich davon, von dem immer noch fulminanten Erfolg des Zombie-Krachers „Dawn Of The Dead“ profitieren zu können. (5/5)

(USA 1973; 103 Minuten; FSK ab 16 Jahren; Regie: George A. Romero; Mit Lane Carrol, W. G. McMillan)

Das Remake wurde auch wieder von George A. Romero maßgeblich produziert. Natürlich ist jetzt alles frischer, moderner, technisch besser. Das liegt in der Natur der Sache. Die wahre Leistung des Regisseurs Breck Eisner liegt aber darin, den Stoff an die jetzigen Verhältnisse anzupassen und einen perfekt konstruierten Schocker zu schaffen, der auch noch nach dem Abspann sitzt. Die brutalen Bilder brennen sich im Kopf des Zuschauers ein, der bitterböse Schluss bietet ebenfalls zu keiner Sekunde Hoffnung auf ein gutes Ende. Ein Horror- und Katastrophenfilm, der von der düsteren Spannung lebt und die gleichen brennenden Fragen stellt wie der Vorgänger. Punktlandung. (5/5)

(USA 2010; FSK ab 18 Jahre; 101 Minuten; Regie: Breck Eisner; Mit Timothy Olyphant, Radha Mitchell)

“Dawn Of The Dead” oder auch “Zombie” (1978) vs. Dawn Of The Dead (2004)

Es war die Geburtsstunde des modernen Horrorfilms: George A. Romero hat mit seinem Klassiker, der in Deutschland unter dem bemerkenswert phantasielosen Titel „Zombie“ in die Kinos kann, mit einem Streich das gesamte Horrorkino umgekrempelt. Die drastischen Bilder schockten, verstörten, irritierten und riefen zuletzt auch Jugendschützer auf den Plan. Dass die drastischen Darstellungen durchaus Sinn ergeben, wenn sich mal jemand die Mühe macht, in die Subtext-Ebene vorzudringen, haben inzwischen die Amerikaner erkannt: „Dawn Of The Dead“ hat seinen festen Platz im Museum of Modern Arts. (5/5)

(USA/Italien 1978; 98 bis 156 Minuten; FSK ab 16 Jahre (gekürzt); Regie: George A. Romero; mit David Emge, Ken Foree, Gaylen Ross)

Die Skepsis war groß, als Universal Pictures vollmundig das Remake ankündigte. Während sich Romero noch mit einem Mini-Budget von 650.000 Dollar herumschlagen musste, standen dem Hollywood-Neuling Zack Snyder satte 28 Millionen zur Verfügung.

Und was sollte nun kommen? Eine Effekt-überladene Schlachtorgie zeitgemäß serviert? Weit gefehlt. Snyder hat sich nicht allzu sklavisch an die Vorlage gehalten und eine eigene Interpretation des Stoffes abgeliefert. Dabei ist seine Verbeugung vor dem Original allgegenwärtig (Cameo-Auftritte der Originalbesetzung, Querverweise zum Klassiker, sogar die legendäre Tagline „Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist …“ fehlt nicht). Die Inszenierung ist perfekt. Tolle Charaktere, eine Prise grimmiger Humor und satirische Seitenhiebe runden das Bild ab. Wahrlich kein Remake, das sich hinter dem Original verstecken muss. (5/5)

(USA 2004; 96/105 Minuten; FSK ab 18 Jahre; Regie: Zack Snyder; mit Sarah Polley, Ving Rhames)

Halloween (1978) vs. Halloween (2007)

Auch wenn dieser Film heute in die Jahre gekommen ist und viele Zuschauer gar nicht mehr erschreckt: Er hinterlässt immer noch seine Wirkung. John Carpenter hat den Thriller mit sehr niedrigem Budget gedreht und damit das Subgenre des Slasherfilms begründet. Unzählige Produktionen in unterschiedlicher Qualität folgten Carpenters Vorbild, das seinerzeit Scharen von Jugendlichen in Angst und Schrecken versetzte. Die zwar simple, aber sehr einprägsame Musik wird bis heute bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit zitiert. Auch wenn dieser Streifen inzwischen keinen mehr hinterm Ofen hervorlockt, bleibt die Erkenntnis, dass dieser visionäre Horrorstreifen seinen festen Platz in unserer ganz speziellen Hall Of Fame hat. (5/5)

(USA 1978; 88 Minuten; FSK ab 16 Jahre; Regie John Carpenter; Mit Jamie Lee Curtis, Donald Pleasence)

Ausgerechnet der Splatter-Rocker Rob Zombie macht sich an das Remake. Au weia!

Das war jedenfalls der erste Gedanke nach der Vorankündigung gewesen. Zombie, der mit seiner herzallerliebsten Familie Firefly in den Streifen „Das Haus der 1000 Leichen“ und „The Devils Rejects“ das menschliche Verdauungssystem einem extremen Härtetest unterzog, hatte tatsächlich die Chuzpe, sich an die heilige Kuh eines Carpenter-Films zu wagen.

Es ist bemerkenswert, dass er sich damit nicht blamierte. Er verpasste Michael Myers eine glaubwürdige Vorgeschichte und hielt anschließend die Spannung auf hohem Niveau. Rob Zombie wäre nicht er selbst, würde es hier nicht auch immer wieder in blutige Schlachtfeste ausarten, aber seine eigenständige Interpretation des Klassikers überzeugt. Nicht ganz auf den Punkt, aber fast. (4/5)

(USA 2007; 105 bis 116 Minuten; FSK ab 18 Jahre; Regie: Rob Zombie; mit Malcolm McDowell, Danny Trejo)

The Fog (1980) vs. The Fog (2005)

Nochmal John Carpenter: Nur zwei Jahre nach Halloween zeigte uns der Ausnahmeregisseur erneut, wie ein guter Horrorfilm aussehen kann: Mit Nebel, ein paar Geistern längst verblichener Seeleute und einer nahezu betörenden Inszenierung schuf Carpenter mit seiner schaurig-schönen Gruselballade nichts Neues, aber einen Film, der sich mit einfachsten Mitteln selbst ein Denkmal setzte. Leider gab es danach nur wenige Filme nach diesem Vorbild. Aber genau dadurch ist er bis heute ein besonders wertvoller Beitrag für das Genrekino. (5/5)

(USA 1980; 90 Minuten; FSK ab 16 Jahre; Regie: John Carpenter; mit Jamie Lee Curtis, Adrienne Barbeau)

Regel Nummer 1: Leg dich niemals mit einem Klassiker an. Regel Nummer 2: Wenn du dich beim besten Willen nicht beherrschen kannst, dann sei dir sicher, was du tust. Rupert Wainwright missachtete beide Regeln. In der Folge sollte man ihm verbieten, weiterhin Filme zu drehen. Zur Strafe und zum Schutz der Öffentlichkeit.

Unter all den teilweise ebenfalls grottenschlechten Remakes kommt diesem Film die zweifelhafte Ehre zu, die mit Abstand mieseste Neuverfilmung zu sein, die die Welt jemals traktierte. Kaum zu glauben, dass dafür satte 18 Millionen Dollar durch den Kamin geblasen wurden. (-100/5)

(USA 2005; 102 unerträgliche Minuten; FSK ab 16 Jahre; Regie (wenn man das so nennen mag): Rupert Wainwright; mit Tom Welling, Maggie Grace)

„The Evil Dead“ oder „Tanz der Teufel“ (1981) vs. Evil Dead (2013)

Es war einer jener Paukenschläge, die im Jahr 1981 durch die Welt der Horrorfilme hallten. Erneut setzte eine Billigproduktion Maßstäbe, die bis heute gelten: 375.000 Dollar, nach US-Maßstäben eigentlich ein besserer Amateurfilm, zeigten, wie sich ganz einfach Schrecken verbreiten ließ und wie ein relativ simpler Plot so eine nachhaltige Wirkung entfalten konnte.

Der Film spielt in einer Nacht. Es gibt nur fünf Protagonisten. Das wirkliche Böse sehen wir gar nicht – nur die Auswirkungen. Was dann kommt, ist eine Dämonenparty, bei der kein Auge trocken bleibt. Knüppelharte Szenen wechseln mit Slapstickhaftem Klamauk. Wo wir zunächst lachen, starren wir im nächsten Augenblick auf die Auswirkungen effektiv eingesetzter Physik. Diese furiose Achterbahnfahrt startet nach einer kurzen Exposition und lässt uns dann bis zum Abspann nicht mehr los. Außer in Deutschland gilt „Tanz der Teufel“ als genrebildend und hat inzwischen den Klassikerstatus inne. (5/5)

(USA 1981; 85/70 Minuten; FSK ab 16 Jahre (gekürzt); Regie: Sam Raimi; mit Bruce Campbell)

Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf die Idee kam, Evil Dead neu zu verfilmen. Die Frage war nur: Taugt das Ergebnis auch was? Immerhin ist das Remake unter anderem von Sam Raimi und Bruce Campbell produziert worden. Es darf also gehofft werden.

Und siehe da: Das Ergebnis überzeugt. Der Film bietet zwar nicht ganz die furiose Achterbahnfahrt seines Vorgängers und darüber hinaus ist er auch unerfreulich ernst. Doch Hochspannung von der ersten bis zur letzten Minute ist garantiert. Trotz einiger Schwachpunkte ist der Film eine gute Neuinterpretation des Klassikers. (3/4)

(USA 2013; 91 Minuten; FSK ab 18 Jahre; Regie: Fede Alvarez; mit Jane Levy, Shiloh Fernandez)

Foto: frenta (Fotolia.com)

Über den Autor Angus Sc.

Seine Affinität zu Horrorfilmen hatte er bereits in früher Jugend entdeckt. Daraus resultiert seine Vorliebe für Horrorklassiker aus den späten Siebzigern und frühen Achtzigern.
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